Streiten ist normal

Streiten ist normal. Menschen haben unterschiedliche Sichtweisen und sind oft verschiedener Meinung. Aber wie wir streiten hängt von Faktoren ab, die in unserem Wesen begründet liegen. Der eine Mensch ist eher dominant und mit ihm herrscht ein rauher Ton - ein anderer ist von Natur aus sanftmütig, zieht sich eher zurück anstatt zu streiten.

A. Ein kleines Beispiel für einen ganz normalen Streit in der Ehe und:
B. ... wie es anders sein könnte.

 

A. Ein ganz normaler Streit... 

Vor einem gut besuchten Supermarkt bleibt eine Familie stehen und der Mann brüllt seine Frau an: "Hast Du sie nicht mehr alle? Wie kannst du das Portemonnaie vergessen? Weißt Du was der Sprit kostet - jetzt wieder 8 Km zurück und wieder her?" Die Kinder kennen so etwas und spielen Fangen um den Einkaufswagen. "Ich hab halt heute die andere Tasche genommen, weil ich sie umhängen kann, das ist praktischer." - "Na und? Blöde Ausrede! Dann hättest du eben das Portemonnaie von der einen Tasche in die andere stecken müssen. Das kann doch nicht so schwer sein. Wie kann man so doof sein? Jetzt komm - wir gehen rein! Muss ich eben heute erstmal bezahlen." Die Kinder merken: die Luft ist nicht mehr so dick und schieben den Einkaufswagen weiter in Richtung Eingang.

Die Frau schweigt. Sie ist einerseits froh, dass ihr Mann aufgehört hat zu brüllen, andererseits hat sie nun wieder Bauchschmerzen  - wie immer, wenn ihr Mann sie anschreit und sie sich nicht zu wehren weiß. Darüber ärgert sie sich, kann es aber aus eigener Kraft nicht ändern. Dem Mann ist die Situation peinlich und vor den anderen Menschen schämt er sich für seine Frau.

B. Vor dem gut besuchten Supermarkt bleibt eine Familie stehen.

Die Frau bemerkt: "Oje - ich hab das Portemonnaie nicht dabei!" Ihr Mann möchte wissen wo es denn ist und sie sagt: "Ich habe heute die andere Tasche genommen, weil ich sie umhängen kann, das ist praktischer. Dummerweise habe ich das Portemonnaie nicht umgesteckt."

Die Kinder schauen ihre beiden Eltern aufmerksam an. Der Vater sagt:

"Na dann - fahren wir eben noch einmal hin und her - halt - nein, einen Moment (er sucht in seinen Jackentaschen) - ich hab mein Portemonnaie dabei, also alles prima." 

Das Ehepaar lächelt sich an, der Vorfall ist vergessen und die Kinder sausen mit dem Einkaufswagen auf den Eingang zu.

Oft ist eine Ehe am Ende, wenn die Streitigkeiten mit Schuldzuweisungen, hässlichen Worten und fehlender Wertschätzung überhand nehmen. Hier kann Mediation ein guter Weg zur Einigung sein, denn in einer Mediation werden nicht nur die Sachthemen behandelt, sondern auch Gefühle, Bedürfnisse und verschiedene Sichtweisen beider Konfliktparteien beachtet. Dabei geht es eben nicht nur um die Spitze des Eisberges. Sehr oft verstehen die streitenden Parteien erst durch Gespräche in einer Mediation wie der andere fühlt und denkt und so endet eine Mediation oft mit Zufriedenheit und Zuwendung auf beiden Seiten.