Brigitte Zypries war von 2017 bis 2018 Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett Merkel III.
Von 2013 bis 2017 war sie Parlamentarische Staatssekretärin mit Zuständigkeit für die Bereiche IT, Luft- und Raumfahrt unter ihrem Amtsvorgänger Sigmar Gabriel und ab Januar 2014 Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. Von 2002 bis 2009 war sie Bundesministerin der Justiz in den Kabinetten Schröder II sowie Merkel I.
Sie hat eine Ausbildung zur Mediatorin absolviert und ist seit dem 1. April 2019 Mitglied des Stiftungsrates der Deutschen Stiftung Mediation.
Gibt es Ihrer Meinung nach markante Meilensteine in der Entwicklung der Mediation?
Das Mediationsgesetz vom 21.Juli 2012 ist sicher ein solcher Meilenstein, ebenso wie die europäische Gesetzgebung zur Schlichtung. Dass es seit September 2017 eine Ausbildungsverordnung zum zertifizierten Mediator gibt, hilft dem Berufsbild natürlich auch.
Wie wichtig und zukunftsfähig ist das Thema Mediation für unsere Gesellschaft heute aus Ihrer Sicht?
Extrem wichtig. Mit dem in allen westlichen Demokratien aufkommenden Populismus und der Vereinfachung und Zuspitzung in der öffentlichen Debatte ist es umso notwendiger, die strukturierte Debatte, die auf eine Einigung zielt, voranzutreiben.
Wie sehen sie Mediation in Deutschland im internationalen Vergleich?
Wir könnten besser dastehen und mit Österreich oder England gibt es ja auch Vorbilder, an denen sich der deutsche Gesetzgeber orientieren kann.
Wie bewerten Sie das heute vorhandene Verständnis zum Thema Mediation in Deutschland?
Mediation ist noch immer viel zu wenig bekannt in der Bevölkerung. Wir müssen deshalb weiter für diese friedenstiftende Technik werben.
Wie unterscheidet sich die Mediation von anderen Konfliktlösungsmethoden?
Die Mediation führt zu einer Einigung in einem strukturierten Verfahren. Sie ist damit einem Urteil in aller Regel überlegen, weil bei einem Urteil ein Teil verliert, einer gewinnt. Das schafft meist keinen Frieden.
Warum ist Mediation für sie persönlich ein guter Weg zur Einigung?
Bei einer Medition – wenn sie gut läuft- verständigen sich die Teilnehmer auf künftige Verfahrensweisen und erfahren auch, weshalb der andere oft so kompromisslos ist. Dadurch kann ein besseres Verständnis füreinander entwickelt werden.
Welche Faktoren sind ihrer Meinung besonders entscheidend, damit eine Mediation erfolgreich wird?
Ganz wesentlich ist natürlich der Wille zur einer erfolgreichen Einigung und damit die Bereitschaft zu eigener Offenheit und Kompromissfähigkeit.
Welche persönlichen Erfahrungen verbinden Sie mit der Mediation?
Ich habe eine sehr gute Ausbildung bei der Berliner Initiative für geförderte Familienmediation erhalten und auch einige Mediationen mit einem Partner durchgeführt.
Was hat Sie bewogen, das Mandat im Stiftungsrat der Deutschen Stiftung Mediation zu übernehmen?
Es ist wichtig, dass das Thema Mediation noch breiter bekannt wird. Dabei will ich im Rahmen der Stiftung gerne helfen.
Welche Herausforderungen ergeben sich aus dem Mediationsgesetz bzw. insbesondere aus der Ausbildungsverordnung?
Der Evaluationsbericht der Bundesregierung zum Mediationsgesetz vom Juli 2017 beschreibt die Probleme klar. ich glaube, dass wir die Medition vor allem weiter bekannt machen müssen. Berlin geht mit der geförderten Familienmediation meines Erachtens den richtigen Weg.
Herzlichen Dank für das Gespräch Frau Zypries.
Das Interview führte Robert Glunz.